Vive le Concert! – mit Julien Painot, Komponist von Une Histoire de Metropolis

Projekte | 21.10.2021

Julien, ich habe dich absichtlich gebeten, einen Beitrag für die Landwehr zu schreiben. Meine Landwehr-Musiker haben eine besondere Vorliebe für Filmmusik. Was könnte besser sein, als eine Filmmusik live zu begleiten?

Was hat dich dazu bewogen, Filmmusik zu schreiben, und was gefällt dir besonders an Filmmusik?

Als Filmmusikkomponist hatte ich Lust, ein Stück zu schreiben, das in einem Film während eines Filmkonzerts gespielt wird. Ich schreibe aus vielen Gründen gerne Filmmusik, aber hauptsächlich deshalb, weil der Film der Komposition sehr starke Zwänge auferlegt. Dabei handelt es sich nicht nur um zeitliche Zwänge, sondern auch um emotionale, rhythmische und musikalische Farbzwänge. Diese Zwänge sind für mich paradoxerweise eine Möglichkeit, mich frei zu fühlen. Denn wenn man sie erst einmal integriert hat, kann man über sie hinausgehen und der Kreativität freien Lauf lassen.

Hinzu kommt der Zwang, für ein Blasorchester zu schreiben. Du schreibst normalerweise für Symphonieorchester. Wie hast du den Prozess des Schreibens eines Stücks für die Landwehr erlebt?

Es hat mir sehr viel Spass gemacht, für die Landwehr zu schreiben. In meiner Karriere als Filmkomponist hatte ich oft für Symphonieorchester komponiert, aber nie für Blasorchester. Auch hier hat mich die Abwesenheit der Streicher, die 80% der Orchestrierung aller Filmmusik ausmachen, aus meiner Komfortzone herausgeholt, um eine Musik zu komponieren, die zum Film passt und das Publikum die Anwesenheit des Orchesters während des Konzerts vergessen lässt, was hoffentlich der Fall sein wird! Ich freue mich darauf, als Zuschauer an diesem Erlebnis teilzuhaben.

Warum Metropolis? Was fasziniert dich an diesem Film im Besonderen oder an Stummfilmen im Allgemeinen?

Ich habe Metropolis mehrmals im Konzert gespielt, im Klavierduett mit Manon Mullener, und ich mochte den Film sehr, vor allem die Themen, die Fritz Lang entwickelt: der Klassenkampf, der Loyalitätskonflikt in einer Liebesbeziehung, moralische Werte im Gegensatz zu finanziellen Werten und viele andere ebenso universelle Themen. Ausserdem hat der Film einen exzessiven und titanischen Charakter, wie andere deutsche expressionistische Filme dieser Zeit. Er verstärkt die Gefühle durch Regie und Schauspiel, die bewusst starke Emotionen hervorrufen wollen. Dieses Projekt eignet sich perfekt für die Landwehr, da ihr grosses Klangpotenzial mit dem Stil des Films in Einklang gebracht werden kann. Damit der Film in einem Filmkonzert des Ensembles gezeigt werden kann, habe ich ihn in eine Kurzfassung von 12 Minuten geschnitten. Die Geschichte von Metropolis wird so durch ihre charakteristischsten Szenen zusammengefasst.

Vielen Dank, Julien, wir freuen uns sehr, deine Musik zu entdecken.

Julien Painot pose devant un piano